Büren – Der Verein Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V. fordert die Aussetzung von Abschiebungen während der Corona-Pandemie. Aktuell sind viele Länder, in welche Menschen abgeschoben werden, nicht in der Lage die Pandemie zu beherrschen.
Obwohl die zweite Corona-Welle in Afrika und Asien ans Laufen kommt,
hält das Land NRW weiter an den Abschiebungen fest. In vielen Ländern,
in die Menschen abgeschoben werden, mangelt es bereits an grundlegenden
Testmöglichkeiten, um überhaupt Corona-Infektionen sicher erkennen zu
können. Ein schwerer Verlauf der Erkrankung führt nicht selten deshalb
zum Tod, weil es in den betroffenen Ländern im medizinischen Bereich an
grundlegenden Behandlungsmöglichkeiten fehlt, wie z.B. Intensivbetten
und Beatmungsgeräten.
Anders als in reichen Ländern, die sich mit
13 Prozent der Weltbevölkerung mehr als die Hälfte der Impfdosen
gesichert haben, gehen einige Länder leer aus. Dan Owalla von der
Nichtregierungsorganisation “People’s Health Movement“ geht davon aus,
dass in Afrika frühstens Ende 2022 mit größeren Impfkampagnen zu rechnen
ist. Lediglich Ägypten und Kenia haben Ende 2020 Impfdosen bestellt.
Viele arme Länder reagieren daher mit sehr rigiden Maßnahmen, um den
Ausbruch des Virus zu verhindern. Ausgangssperren, Quarantäne und
bestimmte Registrierungsmaßnahmen sind üblich und Sanktionen gegen
Verstöße werden streng geahndet.
Werden Menschen in diese Länder
abgeschoben, stoßen sie auf oft unüberwindbare Hindernisse.
Beispielsweise müssen sich Menschen aus Pakistan bereits vor der
Einreise mit einer bestimmten Handy-App registrieren. Verfügen
Abschiebegefangene über kein Handy oder erhalten sie, wie in der
Abschiebehaftanstalt Büren üblich, keinen Zugang zu dem Handy, machen
sie sich strafbar. Menschen, die nach Nigeria abgeschoben werden, müssen
sich direkt nach der Abschiebung in eine überwachte Quarantäne begeben.
Dabei ist auch der Ausgang zum Einkaufen nicht gestattet. Kaum ein
Abgeschobener verfügt jedoch über genügend Wasser und Essen, um die
Quarantänezeit zu überstehen und eine staatliche Versorgung findet nicht
statt.
„Aufgrund der wachsenden Anzahl von Corona-Fällen in
vielen Ländern, ist es nicht verantwortbar, Menschen dorthin und somit
in die Ungewissheit abzuschieben. Auch die vollkommen unzureichende
Versorgung mit Informationen und Lebensmitteln für die ersten Tage nach
der Abschiebung zwingt die Betroffenen oft in die Straffälligkeit und
untergräbt die jeweiligen Schutzkonzepte der Länder“, so Frank Gockel,
Pressesprecher des Vereins Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren
e.V.
Der Verein sieht noch ein weiteres Problem: Bereits im März
2020 wurde die Abschiebehaftanstalt in Büren von Seiten des Landes mit
Corona-Test und Schutzausrüstung besser versorgt als viele
Krankenhäuser. „Die Systemrelevanz der Abschiebehaftanstalt höher
einzuschätzen als die der Pflegekräfte auf den Intensivstationen ist
zynisch“, so Gockel. „Es besteht auch im Bereich der Impfdosenverteilung
die Gefahr, dass das Land NRW Abschiebungen priorisieren wird, was
vollkommen unverhältnismäßig ist“. Der Verein Hilfe für Menschen in
Abschiebehaft Büren e.V. fordert daher die Aussetzung von Abschiebungen
und die Schließung der Abschiebehaft bis zum Ende der weltweiten
Corona-Pandemie.
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Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V.