Lesung in Frankfurt “Die Suchenden” mit Autor Rodrigue Péguy Takou Ndie und Chris Herrwig

Version française ici et ci-dessous

11.10.2018

Lesung von „Die Suchenden“ mit dem Autor Rodrigue Péguy Takou Ndie und Chris Herrwig

19.30 Uhr im Klapperfeld, Klapperfeldstr. 5 Frankfurt

veranstaltet vom Ak 2. Stock
im Rahmen der Gegenbuchmasse
Sprache: deutsch und französisch

Im Roman werden die traumatisierenden Auswirkungen von Neokolonialismus, europäischem Grenzregime, deutschem Asylsystem und alltäglichem Rassismus am Beispiel der Hauptperson ergreifend dargestellt.

Vor ihm Ungewissheit, hinter ihm Leiden, in ihm Verzweiflung. Ein Zurück gibt es für den Suchenden nicht, denn »wer als Verlierer zurückkehrt, legt sich eine Kreuzotter um den Hals«. Aber er will auch nicht als ›Leidender‹ enden wie sein Onkel Djo Ngo’o: zerrieben zwischen den eigenen Idealen und einem Umfeld, das Idealisten nicht duldet.

Inspiriert durch eigene Erfahrungen stellt Rodrigue Péguy Takou Ndie in seinem dritten Roman existentielle Fragen: Wie lassen sich Menschlichkeit und Hoffnung bewahren, wenn ›Überleben‹ bedeutet, nicht zurückblicken und mitfühlen zu dürfen – mit denen, die von Schleppern in der Wüste ausgesetzt verdursteten oder erschlagen wurden von marokkanischen Polizisten? Wenn hinter jedem Hindernis ein weiterer Traum zerplatzt, hinter den messerscharfen Zäunen von Melilla immer nur weitere Zäune warten? Wenn der einzige Freund und Ratgeber seit bald zwei Jahrzehnten in einem Lager irgendwo in Deutschland dahinvegetiert und auf seine Abschiebung wartet?

»Die Suchenden« ist ein schonungsloser Roman. Schonungslos gegenüber zerstörten Herkunftsgesellschaften, brutalen Verhältnissen in Nordafrika und Europa, Profiteuren und Ignoranten – schonungslos aber auch gegen den Suchenden selbst.

Die scharfe Analyse der traumatisierenden Auswirkungen von Neokolonialismus, europäischem Grenzregime, deutschem Asylsystem und alltäglichem Rassismus geht einher mit einer bildreichen Sprache, mit eindringlich dichten Beschreibungen und einem wunderbaren Sinn fürs Absurde.

 

Zum Autor:

Rodrigue Péguy Takou Ndie wurde im Dezember 1981 in Bafoussam / Kamerun geboren und verbrachte hier seine Kindheit und Jugend. An der Universität Yaoundé studierte er Wirtschaftswissenschaften, arbeitete dann aber als Autor und Schriftsteller. Aus politischen Gründen musste Péguy Takou Ndie im Jahr 2013 aus Kamerun fliehen. Mittlerweile lebt er in Deutschland, wo er sich u.a. bei dem Netzwerk Afrique-Europe-Interact engagiert.
In Frankreich sind bereits zwei Romane (»Les Retrouvailles« und »Le Fardeau de nos pères«) von Péguy Takou Ndie erschienen, außerdem ein Gedichtband (»Les complaintes de l’exilé«) und eine Sammlung von Liebesgedichten (»Les 90 Graines de l’Amour«).

 

Afrique-Europe-Interact ist ein kleines, transnational organisiertes Netzwerk von Basisaktivist*innen vor allem in Mali, Togo, Burkina Faso, Guinea, Marokko, Deutschland, Österreich und den Niederlanden – unter ihnen zahlreiche selbstorganisierte Geflüchtete, Migrant*innen und Abgeschobene. Diese unterstützt das Netzwerk in ihren Kämpfen um Bewegungsfreiheit und gleiche Rechte. Darüber hinaus beteiligt es sich an sozialen Auseinandersetzungen um gerechte und selbstbestimmte Entwicklung – zum Beispiel gegen Landgrabing in Mali und Burkina Faso.

 

 

Zum Veranstaltungsort:

 

Seit Ende 2009 bespielt die Initiative faites votre jeu das ehemalige Gefängnis in der Klapperfeldstr. 5 als selbstverwaltetes Zentrum.

Das bis 2002 als Polizeigefängnis genutzte Gebäude hat eine über 100jährige Geschichte der Repression hinter sich. Im Nationalsozialismus nutzte die Gestapo diesen Ort für Deportationen, Haft und Folter. Neben der Gewahrsamnahme wurden in den Jahrzehnten vor seiner Schließung vor allem auch Menschen in Abschiebungshaft im Klapperfeld inhaftiert.

 

Der Ak 2. Stock beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit den Inschriften, die Menschen in Abschiebehaft in den Zellen des ehemaligen Polizeigefängnisses hinterlassen haben, dokumentiert und übersetzt diese mithilfe von zahlreichen anderen Menschen. In einer Dauerausstellung, die jeden Samstag von 15 bis 18 Uhr geöffnet ist, sind die Räumlichkeiten und die Inschriften der Öffentlichkeit zugänglich. Darüber hinaus organisiert die Gruppe immer wieder Veranstaltung zu den Themen Migration, Abschiebung und Haft.

 

 

Version française

 

11 octobre 2018

présentation du roman « Die Suchenden» (« Les chercheurs d’avenir ») avec l’auteur   Rodrigue Péguy Takou Ndie et Chris Herrwig

19h30 au Klapperfeld, Klapperfeldstr. 5, Frankfurt

organisé par Ak 2. Stock

langues : allemand et français

 

Le roman décrit les effets traumatisant du néocolonialisme, du régime européen des frontières, du système d’asyl allemand et du racisme quotidien à l’exemple du personnage principal.

 

l’auteur :

Rodrigue Péguy Takou Ndie, né en decembre 1981 à Bafoussam / Cameroun, a étudié les sciences économiques, mais a commencé de travailler comme auteur et écrivain. Pour des raisons politiques, il fallait que Péguy Takou Ndie fuit du Cameroun en 2013. Aujourd‘hui, il vit en Allemagne, où il s‘engage entre outre pour le réseau Afrique-Europe-Interact.

En France les romans « Les Retrouvailles » et « Le Fardeau de nos pères » ont déjà été publiés de l‘auteur, de plus les receuils de poèmes « Les complaintes de l‘exilé » et « Les 90 Graines de l‘Amour ».

 

le lieu :

depuis 2009 l’initiative faites votre jeu utilise l’ancien prison dans la Klapperfeldstr. 5 comme centre autonome. Le bâtiment a une histoire de plus de cent ans de répression policière. La police des Nazi, Gestapo, s’en a servi pour déporter, emprisonner et torturer. Non seulement pour la détention policière, la police et la région de la Hesse, ont utilisé le bâtiment pour la détention afin d’expulser dans les décennies avant sa fermeture.

 

Le groupe Ak 2. Stock se penche sur les inscriptions laissées dans les cellules par des hommes emprisonné.e.s au Klapperfeld en détention afin d’être expulsé. En plus de la documentation et traduction de ces inscriptions, les cellules dans leur condition originale sont à visiter tous les samedis de 15 à 18 heures. Par ailleurs, le groupe organise de temps en temps des soirées et expositions autour des thèmes de migration, expulsion et détention avec des invité.e.s.

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